Die Bavaria kennt in München wahrscheinlich jeder – und auch jeder der schon einmal einen Beitrag über das Oktoberfest gesehen hat, hat sie wahrscheinlich schon im Hintergrund über den Platz wachen sehen. So lange wie das Volksfest gibt es die Monumentalstatue aber noch nicht erste Pläne wurden aber schon 1824 gemacht, nur 14 Jahre nach der Hochzeit von König Ludwig I. und Therese.
1837 wurde dann der endgültige Vertrag zur Erstellung einer Monumentalfigur geschlossen. Die Grundidee der Dame geht auf das klassizistische Bildnis einer Amazone zurück. In der bayrischen Abwandlung trägt sie dann eine Art Tunika, hat ein Bärenfell übergeworfen und reckt mit der rechten Hand einen Eichenkranz in die Höhe. In der Linken hält sie ein Schwert und Eichenlaub. Als Attributstier ist ihr das Wappentier Bayerns zur Seite gestellt – ein Löwe, der Kraft und Stärke symbolisieren soll. Die knapp 19 Meter hohe Figur besteht komplett aus Bronze. Den Rohstoff hierfür soll unter anderem aus türkische Kanonen stammen, die in der Schlacht bei Lepanto erbeutet wurden. Die Statue wird in fünf Teilen gegossen und später zusammen gefügt – Bruststück, Hüfte, untere Hälfte, Löwe und Kopf.
Was viele nicht wissen: Die Bavaria kann man auch von innen besichtigen. Im Inneren führen 60 Stufen bis zum Kopf. Ungefähr auf Höhe des Löwenkopfes befindet sich eine kleine Plattform im Inneren – der einzigen Stelle an der man Gegenverkehr gut passieren kann. Ab hier wird es dann auch immer wärmer. Auf den letzten Stufen kommt man an einer Widmung vorbei.
Dieser Koloss, von Ludwig I König von Bayern errichtet, ist erfunden und modelliert von Ludwig von Schwanthaler und wurde in den Jahren MDCCCXXXXIV bis MDCCCL in Erz gegossen und aufgestellt von Ferdinand Miller.
… und dann wird es eng. Durch den Hals der Bavaria musste ich fast krabbeln. Die Stehhöhe beträgt hier nur 1,30 Meter. Sobald ich die letzten Stufen in den Kopf erklommen hatte, konnte ich wieder ganz normal stehen. Etwas kurios fand ich, dass hier zwei bronzene Sitzbänke zum Verweilen angelegt sind. Also nicht die Bänke an sich, die total Sinn machen, sondern dass auch Kissen in Bronze ausgearbeitet wurden. Bei 20°C Aussentemperatur hat sich die Sitzbank wie eine Sitzheizung angefühlt. Wenn man sich Innen satt gesehen hat geht der Blick nach draußen. Durch mehrere Schlitze hat man eine traumhafte Aussicht über das Gelände. Die 5€ Eintritt habe ich sehr gerne bezahlt und sie haben sich auf jeden Fall gelohnt.
Wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen, bleibt noch die Ruhmeshalle zu besichtigen. Sie kostet keinen Eintritt.
Geplant wurde die Ruhmeshalle König Ludwig I. mit einer Anzahl von 200 Büsten großer Bayern. Sie sollten aus allen Ständen und Berufen kommen. Heute befinden sich insgesamt 103 Portraits an den Wänden. Die meisten Namen kommen einem sehr bekannt vor, da Straßen und Plätze nach den Berühmtheiten benannt wurden. Für mich war es sehr interessant die Berufe zu den Namen zu lesen – da hat man gleich ein viel besseres Verständnis, warum die Straßen oder Plätze nach jemandem benannt wurden.
Die Büste von König Ludwig selbst wurde zu seinem 100.Geburtstag im Jahr 1888 von der Stadt München angebracht – knapp 80 Jahre nach der ersten Büste in der Halle.
Seit dem Wiederaufbau und der Restaurierung 1972 kommen wieder neue Portraits dazu: die letzte war 2009 Prinzessin Therese von Bayern.
Nach der ausführlichen Begutachtung der Büsten ging mein Blick dann irgendwann nach oben. Ich war gleich verliebt in die wunderschöne Kassettendecke, die mit gelben Sternen auf blauem Grund verziert ist. Mir war vor dem Betreten nicht klar, dass das Bauwerk so bunt ist! Ich finde es aber so viel schöner als die weißen, fast schon sterilen, klassizistischen Bauten, die man sonst so kennt.